Im Zoo stürzte sich plötzlich eine Gorilladame auf einen Mann im Rollstuhl, packte die Griffe seines Stuhls und weigerte sich, ihn loszulassen. Die Zoowärter versuchten, ihn zu retten, doch plötzlich geschah etwas völlig Unerwartetes.
Der Mann verbrachte oft Zeit im Zoo. Früher, lange vor dem Unfall, als er noch gehen konnte, hatte er dort als Tierpfleger gearbeitet und liebte die Tiere – und die Tiere liebten ihn ebenfalls.
Auch nach seiner Pensionierung kam er fast jeden Samstag wieder: Er blieb lange vor den Gehegen stehen, beobachtete, wie die Tiere fraßen, spielten und sich neckten – und er fühlte sich wieder als Teil dieses Ortes.
An diesem Tag schien alles ganz normal, bis etwas geschah, womit niemand gerechnet hätte. Der Mann im Rollstuhl befand sich in der Nähe des Affen- und Gorillageheges und beobachtete sie. Plötzlich näherte sich ein Weibchen der Mauer, an der der alte Mann stand, sah ihn an und griff dann abrupt nach den Griffen seines Rollstuhls. Die Gorilladame zog den Stuhl zu sich heran.
Die Mitarbeiter und Besucher gerieten in Panik, eilten herbei, versuchten, den Rollstuhl zurückzuziehen, schrien und riefen nach der Sicherheit – doch ihre Kräfte reichten nicht aus. Die Gorilla war einfach zu stark.

Im nächsten Augenblick zog sie den Mann zu sich heran, hob ihn mitsamt dem Rollstuhl hoch und setzte ihn vorsichtig in ihr Gehege.
Jemand schrie:
— Schnell! Ein Betäubungsgewehr! Da ist ein Mann im Gorillagehege!
Die Menge hatte sich ringsum versammelt und hielt den Atem an. Der Mann rührte sich nicht, sich der Gefahr der Gorillas voll bewusst und überzeugt, dass dieser Tag in einer Tragödie enden würde. Er saß da, ungläubig, unfähig zu begreifen, was gerade geschah. Doch plötzlich tat die Gorilladame etwas, womit niemand gerechnet hätte.
Anstatt anzugreifen, tat sie etwas Unglaubliches – sie näherte sich dem alten Mann ganz vorsichtig, nahm ihn behutsam in die Arme, drückte ihn an sich und begann, ihn zärtlich zu wiegen – wie ein Kind.

Die Pfleger standen wie versteinert. Die Zuschauer hörten auf zu schreien. In der Stille, die folgte, flüsterte jemand:
— Sie erinnert sich an ihn.
Die Gorilladame hielt den Mann mit unendlicher Sanftheit, als wäre er ihr eigenes Junges. Dann setzte sie ihn ebenso ruhig wieder in seinen Rollstuhl und schob ihn vorsichtig zur Absperrung zurück. Die Angestellten eilten herbei, griffen nach dem Rollstuhl und brachten den Mann in Sicherheit.
Er blieb still, doch sein Gesicht sagte alles: Er hatte sie erkannt. Es war dieselbe Gorilladame, die er vor vielen Jahren aufgezogen und gerettet hatte.