Gestern war ich Zeuge einer schrecklichen Szene…
An der Haltestelle stand ein etwa siebenjähriges Mädchen und weinte, während die Erwachsenen um sie herum scheinbar nicht einmal Notiz von ihr nahmen.
Heute brachte ich meine Frau ins Krankenhaus und musste alleine nach Hause zurückkehren.
Ich kam an die Haltestelle, dort standen etwa acht oder neun Menschen, und auf der Bank saß wieder ein etwa siebenjähriges Mädchen und weinte.
Man sah ihr im Gesicht an, dass sie schon lange geweint hatte, außerdem zitterte sie vor Kälte.
Keiner der acht Erwachsenen war auf sie zugegangen, um zu fragen, was passiert sei.

Das Mädchen zu beruhigen war gar nicht so schwer. Ich fragte sie einfach, was los sei.
Sie holte tief Luft und sagte, dass sie sich verlaufen habe – sie sei in den falschen Bus eingestiegen und in einem anderen Stadtteil gelandet.
Natürlich fragte ich sie, wohin sie müsse. Ich bat sie auch um die Telefonnummer ihrer Eltern, aber sie kannte sie nicht.
Durch ihre Beschreibung konnte ich herausfinden, wo sie wohnte.
Ich nahm sie an der Hand, überquerte mit ihr die Straße, wir warteten auf den richtigen Bus, ich setzte sie hinein, zahlte das Fahrgeld und bat den Fahrer, sie an der richtigen Haltestelle aussteigen zu lassen.
Das Mädchen bedankte sich bei mir und stieg fröhlich in den Bus ein.
Und in meinem Kopf kreisten nur zwei Fragen:
Wie können Eltern ein so kleines Kind alleine lassen?
Die Kleine hatte weder Geld noch ein Telefon bei sich.
Und das zweite, was mich ebenso erschütterte: Wie konnten die Leute an der Haltestelle so gleichgültig bleiben?
Wie konnten sie die Tränen des kleinen Mädchens einfach ignorieren?
Alle wundern sich, wenn ein Kind verschwindet,
aber oft geschieht das aus Gleichgültigkeit und Unaufmerksamkeit der Menschen.