Als der Arzt die Diagnose stellte, brach ihre Welt zusammen. Der Krebs breitete sich schnell in ihrem ganzen Körper aus, und die Ärzte sagten, sie habe nur noch einen Monat, höchstens zwei. Jeder Tag brachte neues Leid; der Schmerz wurde unerträglich. Mit ihren letzten Kräften hielt sie sich auf den Beinen, versuchte, ihre Angst nicht zu zeigen, in der Hoffnung, dass der Mann, der einst versprochen hatte, sie zu unterstützen, an ihrer Seite bleiben würde.

Als ihr Mann von der Diagnose erfuhr, hatte sie mit allem gerechnet – mit Tränen, Mitgefühl, wenigstens ein wenig Wärme. Stattdessen hörte sie nur eine kalte, gleichgültige Stimme:
„Du kannst also weder kochen noch den Haushalt machen?“
Die Worte drangen wie Glassplitter in ihren Geist. Sie antwortete nicht. Ihre Tränen waren schon lange versiegt.
Die Tage vergingen schnell. Sie war nicht mehr im Krankenhaus; sie wollte zu Hause sein. Eine Krankenschwester kümmerte sich um sie, brachte ihr Medikamente, half ihr beim Aufstehen, sprach mit ihr, wenn die Schmerzen zu stark wurden. Ihr Mann kam nur ab und zu ins Zimmer, als erfülle er eine Pflicht. Keine Zuwendung, kein Mitgefühl – nur Müdigkeit und Gereiztheit.
Eines Morgens rief sie ihn leise. Ihre Stimme war schwach, aber ruhig.
„Die Ärzte geben mir nur noch ein paar Tage … bleib bei mir“, flüsterte sie. Er winkte nur genervt ab und sagte:
„Ich habe dieses ganze Krebs-Theater satt. Krebs hier, Krebs da … den ganzen Tag höre ich nichts anderes. Es reicht. Mein Leben geht weiter.“
In diesem Moment zerbrach etwas in ihr. Nicht wegen der Krankheit, sondern wegen des Schmerzes, den ihr der Mensch zufügte, für den sie gelebt hatte.
Doch drei Tage später geschah etwas, das ihr Leben für immer veränderte.

Drei Tage später starb sie. Leise, in der Nacht, während die Krankenschwester das Zimmer für einen kurzen Moment verlassen hatte.
Ihr Mann kam nicht. Am Telefon erklärte er kurz und kühl, dass er bei der Arbeit sei, und bat darum, „dass alles ohne ihn geregelt werde“.
Die Beerdigung war fast leer: ein paar Nachbarn, ein Priester – und Stille, die alles umhüllte.
Der Ehemann erschien erst einige Tage später, um die Unterlagen und ihre persönlichen Sachen abzuholen.
Der Arzt, der sie untersucht hatte, teilte ihm mit, dass die endgültigen Analyseergebnisse eingetroffen seien:
Die Krankheit war zurückgegangen. Der Krebs war verschwunden. Sie hätte leben können.
Sie war nicht an der Krankheit gestorben, sondern an Herzversagen – ausgelöst durch extremen seelischen Stress.
Er blieb wie versteinert stehen, als hätte ihn der Blitz getroffen. Dann brach er auf den Boden zusammen, unfähig, ein Wort zu sagen.
Alles, was er einst für unbedeutend gehalten hatte, wurde plötzlich zur schwersten Last seines Lebens.
Jedes wortlose Zucken der Gereiztheit, jede kalte Antwort, jeder gleichgültige Blick – all das brannte nun stärker als jede Wunde.

Seit jenem Tag war er nie wieder in das Zimmer zurückgekehrt, in dem sie ihre letzten Wochen verbracht hatte. Auf dem Nachttisch standen noch der Becher mit den Medikamenten und ein Foto von ihnen beiden – jung, lachend, ahnungslos gegenüber dem, was das Leben für sie bereithalten würde.
Manchmal sahen die Nachbarn ihn vor dem Krankenhaus sitzen, auf der Bank, auf der er einst auf Nachrichten über ihren Zustand gewartet hatte. Niemand wusste, was er dort tat. Vielleicht wartete er einfach auf Vergebung.
Eine Vergebung, die niemals kommen würde.